Die Sanierung von 2017-2019

Es wurde viel gerätselt, was mit der leerstehenden Pforte passieren soll. Nutzungsideen waren 2014 noch Heimatmuseum, Standesamt, wieder Wohnhaus oder sogar Bürogebäude. Probleme einer öffentlichen Nutzung waren jedoch die schmalen Stiegen, vor allem ins zweite Geschoss. Im Mittelalter dachte man beim Bau des Hauses noch nicht an Barrierefreiheit, und sicher auch nicht daran, dass die Menschen späterer Jahrhunderte einmal so viel größer sein könnten.

Ende 2015 wurde erstmals in der Zeitung berichtet, dass die Idee für ein Pilgerhotel und ein Museum im Gespräch sei. Der Licher Stadtrat Franz-Gerd Richarz setzte sich sehr dafür ein, suchte und fand Verbündete. Die Idee schlug ein - und löste im Dorf ein großes Echo aus. Schnell war klar: Die Pforte war und ist Identifikationspunkt der Ober-Bessinger, und sie sollte unbedingt vor dem Verfall gerettet werden.

2016 haben einige Freiwillige den Anfang gemacht, es gab etliche Arbeitseinsätze. So wurden zum Beispiel ein kleines nachträgliches Bad und die Verkleidungen von Deckenbalken entfernt. Über zwei Wochen wurden Bauschutt, Kabel und mehr aus dem Haus in Container geschafft. Wände und Böden wurden freigelegt, damit Fachleute ihren Zustand begutachten konnten.

Ab dem 11. April 2017 war es endlich soweit: Die Straße wurde gesperrt und ein Gerüst um die Pforte gestellt. Es hatte sich herausgestellt, dass die Pforte in einem sehr schlechten Zustand war: So hatten sich zum Beispiel einige Tragbalken um bis zu fünf Zentimeter verschoben. Sanierungsexperten der unterschiedlichsten Gewerke nahmen sich in den folgenden zweieinhalb Jahren des Gebäudes an - Rettung in letzter Minute vielleicht, aus der Rückschau gesehen.

Die Kosten der Sanierung belaufen sich auf insgesamt ca. 850.000 Euro. Handwerksbetriebe aus der unmittelbaren Region, sogar aus dem Dorf selbst, hatten wesentlichen Anteil daran. Von den Gesamtkosten entfallen ca. 450.000 Euro auf die Sicherung des Gebäudes. Die restlichen 400.000 Euro wurden für die denkmalgerechte Innensanierung investiert.

Die Stadt Lich und der Verein Pforte 1782 Ober-Bessingen e.V. konnte bei einer Präsentation in Gießen eine Förderung in Höhe von 80.000 Euro vom Hessischen Landesdenkmalamt für die Pforte erreichen. Des Weiteren wurde das Projekt „Pforte“ aus dem EU-„Leader Projekt“ mit 200.000 Euro unterstützt. Die restlichen Kosten für die Sanierung hat die Stadt Lich getragen.

Die Bessinger Bürger hatten wesentlichen Anteil an diesen - auch finanziellen - Erfolgen. Vor allem die Tatsache, dass das gesamte Vorhaben intensiv von der Dorfgemeinschaft mitgetragen und aktiv begleitet wurde, war für das Erreichen der EU-Mittel zentrale Voraussetzung. Auch ein zentraler Gestaltungspunkt wurde durch die Einwohner beschlossen: Verputzen oder Fachwerk? Historisch hatte es für beides lange Phasen gegeben, so dass auch beides für den Denkmalschutz okay war. Am 6. September 2017 gab es dazu eine Versammlung aller Interessierten. Diplom-Restaurator Hanno Born, die Denkmalbehörde und das für die Restaurierung verantwortliche Architekturbüro Seidel & Muskau erläuterten die Alternativen und Hintergründe. 60 Ober-Bessinger nahmen an der Veranstaltung teil und entschieden einstimmig: Die Fachwerkfassade bleibt.

Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit wurde die Pforte schließlich am 21. September 2019 feierlich mit Pomp und Prominenz wiedereröffnet. Das Gebäude gehört auch weiterhin der Stadt Lich. Das DRK ist Mieter für sein Rot-Kreuz-Museum, und der Betrieb der Pilgerherberge wird sichergestellt durch: die Bürger von Ober-Bessingen - in Gestalt des Vereins „Pforte Ober-Bessingen 1782 e.V“.